Benzodiazepine
Einleitung
Alternativen für DiazepamDiazepam Mepha Tbl. wurde vom Markt genommen, für VALIUM®-Tabletten besteht ein Lieferengpass, so dass Diazepam in Tablettenform in der Schweiz auf absehbare Zeit nicht erhältlich sein wird. Es stellt sich daher die Frage nach mgl. alternativen Präparaten.
15.12.22: SSAM |
- Beim Thema Benzodiazepine scheiden sich die Geister unter Suchtfachleuten bezüglich dem Abhängigkeitspotential.
- Vor allem Suchtfachleute mit ärztlichem Hintergrund, die selber auch Benzodiazepine verschreiben können, sehen das nützliche Potential als Heilmittel und die geringe Toxizität (bei normaler Dosierung).
- Benzodiazepine wie auch die etwas beschönigend 'Nicht-Benzodiazepine' genannten '3 Z' (Zolpidem (Stilnox®), Zopiclon (Imovane®) und Zaleplon (Sonata®, in der Schweiz seit 2013 nicht mehr erhältlich)), die aber auch am gleichen Rezeptor ansetzen und sich wie Benzodiazepine mit Flumazenil (Anexate®) antagonisieren lassen, sind eigentlich gute, sichere und sehr wirksame Medikamente.
- Bei gegebener Indikation (Angst, Panik, akute situative Schlaflosigkeit, starke Anspannung oder Erregung) können sie problemlos bis zu einem Zeitraum von etwa 2 Wochen (gemäss Kompendium bei einigen Substanzen bis maximal 8 Wochen) gegeben werden.
- Suchtfachleute ohne ärztlichen Hintergrund erleben häufig, vor allem die negativen Seiten, wie affektive Indifferenz, Stimmungsschwankungen oder Vergesslichkeit bei Menschen, die über längere Zeit Benzodiazepine (meist ohne Indikationsstellung und in zu hohen Dosen) einnehmen.
Oft sind auch bei langdauernder Einnahme nicht alle Abhängigkeitskriterien vollständig erfüllt. Unbestritten ist aber, dass bei einem längeren oder wiederholten Gebrauch eine Gewöhnung entstehen kann. Beim Absetzen kann es zu Entzugserscheinungen kommen. - Der aktuelle Wissenstand über Benzodiazepine wird in zwei richtungsweisenden Dokumenten zusammengefasst:
- Leitgedanken: Praxis Benzodiazepine und ähnliche Medikamente, ein 2014 erstelltes Konsenspapier des Bundesamtes für Gesundheit, der Vereinigung der Kantonsärzte und Kantonsärztinnen, der Kantonsapothekervereinigung und der Schweizerischen Gesellschaft für Suchtmedizin.
- Auslegeordnung zum problematischen Gebrauch psychoaktiver Substanzen, ein 2019 im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit publizierter Schlussbericht.
- Vor allem Suchtfachleute mit ärztlichem Hintergrund, die selber auch Benzodiazepine verschreiben können, sehen das nützliche Potential als Heilmittel und die geringe Toxizität (bei normaler Dosierung).
- Menschen mit einer Benzodiazepinabhängigkeit, vor allem im Low-Dose-Bereich, fühlen sich nur selten abhängig; sie selber wie auch die behandelnden Ärzte beachten die Risikofaktoren für eine Abhängigkeitsentwicklung zu wenig. Es lohnt sich, die Patienten anhand des typischen Phasenmodells der Abhängigkeitsentwicklung aufzuklären.
- In der Diskussion über Benzodiazepine muss zwischen verschiedenen Patientengruppen unterschieden werden. Sie bedürfen verschiedener Behandlungsstrategien:
- Personen, die ausschliesslich von Benzodiazepinen abhängig sind, präsentieren meist eine Low-Dose-Abhängigkeit (< 20mg Diazepam-Äquivalent)
- Personen mit Alkoholabhängigkeit und Mehrfachabhängigkeit, die zusätzlich oder anstelle des primären Suchtmittels Benzodiazepine konsumieren, zeigen häufig das Bild einer High-Dose-Abhängigkeit (> 20 mg Diazepam-Äquivalent).
- Siehe auch berufsethischer Leitfaden für Heim- und Hausärzte
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